homepublikationen
Schwimmbad, nicht Hausbad
In Deutschland gibt es mehrere tausend
Schwimmhallen. Die Mehrzahl davon stammen aus dem letzten
Jahrhundert und viele davon sind über 30 Jahre alt. Sie müssen
über kurz oder lang energetisch saniert werden. Dabei handelt es
sich um grundlegend unterschiedliche Zielgruppen wie
öffentliche, private und Hotel-Schwimmhallen. Besonders
interessant sind Schul-Schwimmhallen aus den 70er-Jahren,
Hotel-Schwimmhallen ohne Wellness-Bereich und private
Schwimmhallen, die meist samt Haus ihren Eigentümer wechseln.
Eine
Schwimmhallen-Sanierung ist immer eine besondere Aufgabe, die
auch besonderes Know-How erfordert. Die permanent hohe
Feuchtebelastung kann nicht einfach ignoriert werden. Wer auf
Nummer sicher gehen will, muss bewährte Systeme einsetzen. Zum
Thema Wärme- und Feuchteschutz von Schwimmhallen gibt es immer
wieder Diskussionen. Es prallen so viele unterschiedliche
Standpunkte aufeinander wie es bauphysikalische Einzelfälle
gibt. Wirklich kompetente Auskunft und fachlich begründete
Lösungsvorschläge sind auch heute oft Mangelware. Daher soll
dieser Beitrag speziell die Gegebenheiten in Schwimmhallen
darlegen. Die Schwimmhalle unterscheidet sich im
Innenklima vom häuslichen Badezimmer grundlegend. Das Badezimmer
ist mit etwa 23°C in der Regel der wärmste Wohnraum im Haus und
mit durchschnittlich 45 Prozent relativer Luftfeuchte der
trockenste Raum im Haus. Die kurzzeitigen Feuchtespitzen durch
Duschen und Baden werden von bewährten Baustoffen gut verkraftet
und stellen heute bei zeitgemäßem Wärmeschutz kein besonderes
Problem dar. Anders ist die Situation in der
Schwimmhalle. Dort ist aufgrund des hohen Temperatur-Niveaus von
30°C etwa doppelt so viel Feuchtigkeit in der Luft enthalten wie
im Wohnraum. Und dies permanent. Das bedeutet, dass die
Feuchtigkeit in der Schwimmhallen-Luft dauernd bestrebt ist,
einen Dampfdruck-Ausgleich zur Außenluft und auch zu den
Nebenräumen herzustellen. Das verursacht die Dampfdiffusion
durch Baustoffe. Dieses permanente Bestreben der
Feuchtigkeit in Richtung Außenluft ist im häuslichen Badezimmer
nicht gegeben, da hier die Feuchtigkeit zeitweise stark absinkt.
Baustoffe wie zum Beispiel Gips sind dafür sehr geeignet, da sie
feuchtigkeitsregulierend wirken. In der Schwimmhalle sind sie
ungeeignet, da sie die hohe Permanentfeuchte nicht vertragen und
das Gefüge zerstört werden kann. In der Schwimmhalle
ist in aller Regel eine innenseitige Dampfsperre unerlässlich.
Sie verhindert, dass Wasserdampf in die Wand und
Deckenkonstruktion eindringen kann und schützt so die
Bausubstanz vor Feuchteschäden. Das geeignetste Material für die
Dampfsperre ist Aluminium-Folie, die im Gegensatz zu üblichen
Baufolien nach DIN 4108 dampfdicht ist. In der Praxis werden
sinnvollerweise raumhohe Trägerelemente aus
Polystyrol-Hartschaum in Form des
ISO-PLUS-SYSTEMs flächendeckend von innen angebracht.
Innendämmung Ein Argument gegen die
Innendämmung ist immer wieder, dass der Taupunkt in der
Konstruktion weiter nach innen verlagert wird. Dazu ist zu
sagen, dass der Taupunkt bei Bestandsgebäuden in aller Regel
ohnehin innerhalb des Mauerwerks liegt und dass die genaue Lage
völlig unerheblich ist, solange kein Dampf in die Konstruktion
gerät. Dies bewirkt die innenseitige 100prozentige Dampfsperre.
Die Konstruktion bleibt also trocken. Die Lage des Taupunktes
spielt somit keine Rolle für die Funktion der dampfdichten
Konstruktion. Eine weitere Befürchtung ist oft, dass durch
die Innendämmung die Speicherfähigkeit des Mauerwerks nicht
genutzt wird. Grundsätzlich ist wichtig, dass die Behaglichkeit
im Raum nicht von der Speicherfähigkeit sondern ganz wesentlich
von der Oberflächentemperatur der Umschließungsflächen abhängt.
Sie sollte maximal 3 K von der Raumtemperatur abweichen. Dies
wird durch die Innendämmung sichergestellt.
Die Speicherfähigkeit spielt nur dann eine Rolle, wenn
Raumtemperatur-Schwankungen auftreten und die Wände dabei
ausgleichend wirken sollen. Bei den modernen Schwimmhallen bleibt
die Raumtemperatur jedoch Tag und Nacht konstant bei 30°C, damit
die Verdunstung aus dem Schwimmbecken (28°C) möglichst gering
bleibt. Die Speicherfähigkeit des Mauer-Materials wird daher
unbedeutend.
Die Innendämmung hat den großen Vorteil, dass die Qualität der
Arbeiten nahezu zu jedem Zeitpunkt geprüft werden kann und dass
bereits bei der Verlegung offensichtlich vermieden werden. Bei
vielen außengedämmten Schwimmhallen wurden aus gemachter Erfahrung
heraus im Nachhinein die Wände und Decken von innen gedämmt, damit
Wärmebrücken endgültig beseitigt werden konnten.
Die Methode der Innendämmung hat sich im Schwimmhallen-Ausbau
durchgesetzt und stellt heute eine gern geplante Maßnahme dar, um
langfristige Sicherheit zu haben. Sie hat den großen Vorteil, dass
die gesamte Schwimmhalle hermetisch gegen Wärmeverluste
abgedichtet werden kann. Konstruktionsbedingte Wärmebrücken können
so unschädlich gemacht werden. Außerdem kann durch die
Innendämmung das Schwimmhallenklima kurzfristig an die
Behaglichkeitserfordernisse angepasst werden, ohne die gesamte
Wandkonstruktion mitheizen zu müssen.
Die Innendämmung mit Dampfsperre hat sich sowohl beim Neubau
als auch bei der Sanierung und Modernisierung von Schwimmhallen
bewährt. Ein wesentlicher Grund ist auch, dass die die
Feuchtigkeit direkt am Ort der Entstehung stoppt und dadurch die
Wandkonstruktion nicht der Feuchtebelastung ausgesetzt wird.
Bei der Projektierung der Wärmedämmung und Dampfsperre ist
kompetentes Fachwissen unerlässlich. Es müssen beispielsweise
Außenwände gegen Erdreich anders beurteilt werden als solche gegen
Außenluft oder gar Innenwände. Einerseits ist der erforderliche
Wärmeschutz der Konstruktion gemäß Energieeinspar-Verordnung zu
gewährleisten (siehe U-Wert-Tabelle), andererseits muss eine
individuelle Bauteilprüfung nach DIN 4108 hinsichtlich der
bauphysikalischen Sicherheit erfolgen. Diesen Nachweis können sich
Bauherren und Architekten bei der Firma
ISO – GmbH in Offenau oder
auch bei selbstständigen Bauphysikern beziehungsweise
Ingenieurbüros für Bauphysik erstellen lassen.
Aluminium direkt beschichtbar Der nächste
Schritt ist dann die Produktauswahl. Aus langjähriger Erfahrung
setzen sich immer mehr Systemlösungen durch, die folgende
Kriterien erfüllen: Das System sollte sich bereits in möglichst
vielen anderen Schwimmhallen langjährig bewährt haben.
- Die Aluminium-Dampfsperre sollte bereits werksseitig
aufkaschiert sein. Das erspart Ärger beim Ausbau und stellt
sicher, dass die oft aufwendige Innengestaltung auch
langjährig auf dem Untergrund haftet, denn die
Aluminium-Dampfsperre beim ISO-PLUS-SYSTEM ist direkt
systemgerecht beschichtbar (ISO-Schwimmhallen-Putz).
- Die Dicke der Wärmedämmung muss entsprechend den
individuellen Gegebenheiten (vorhandene Wand) gewählt erden
können.
- Der Fugenanteil sollte möglichst gering sein. Deshalb sind
großformatige Elemente vorteilhaft. Das ermöglicht rationelle
Verlegung und spart aufwendige Abdichtarbeiten. Da i.d.R.
Dübel zur Befestigung der Dämmelemente erforderlich sind,
sollte großer Wert darauf gelegt werden, dass diese bereits
bei der Montage dampfdicht angebracht werden können.
Das gewählte System sollte für Putz- und Fliesengestaltung
geeignet sein. Dadurch kann die Entscheidung über die gewünschte
Innengestaltung in die Bauphase verlegt werden. Es kann so die
optische Wirkung der gesamten Schwimmhalle in die
Gestaltungsplanung einbezogen werden.
Veröffentlicht in: Trockenbau Akustik 11/2012
|
|