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Bauphysik mit System
Bauphysikalische Systemlösungen rund um den privaten
Schwimmhallenbau hat sich die Firma ISO in Offenau auf die
Fahnen geschrieben. Andreas Köpke, seit 15 Jahren maßgeblich mit
dieser Thematik betraut, sieht sich nicht nur als
Produktanbieter, sondern auch als Mahner und Aufklärer, was das
Thema Bauphysik betrifft.
Redaktion: Herr Köpke, warum ist die Bauphysik in
Schwimmhallen ein so komplexes Thema?
Köpke: Die Schwimmhalle insgesamt ist ein äußerst
komplexes Gebilde, bei dem eine Vielzahl physikalischer Vorgänge
zusammenspielen. Bezüglich der Bauphysik treffen wir in der
Schwimmhalle auf zwei am Bau so nicht gleichzeitig auftretende
Extremwerte: Die hohe Luft-Temperatur von 30° C und höher und
zugleich die hohe Permanent-Feuchte in der Luft von ca. 60 %
rel. Feuchte.
Dieser Klima-Zustand belastet die Bauteile der Schwimmhalle
deutlich mehr als im üblichen Wohnungsbau. Von daher sind auch
besondere Maßnahmen für die sichere Ausführung notwendig. Man
kann eine Menge Fehler machen, die dann zu Feuchteschäden und
aufwendigen Sanierungen führen können.
Red.: Nach mehr als 30 Jahren privater Schwimmhallenbau in
Deutschland sollte das Thema eigentlich erledigt sein und keiner
Diskussionen mehr bedürfen.
Köpke: Das könnte man auf den ersten Blick meinen. Aber
der Schwimmhallenbau hat sich im Laufe der Jahre stark
gewandelt. Zum einen sind die Anforderungen an Behaglichkeit und
Wellness gestiegen. Schwimmhallen sind heute zugfrei und
angenehm temperiert. Und zum anderen wurden die gesetzlichen
Wärmeschutz-Anforderungen deutlich verschärft. Gegenüber den
70er Jahren werden Schwimmhallen heute mit ca. drei Mal dickerer
Wärmedämmung versehen als damals. Außerdem hat sich der
Energiepreis vervielfacht, so dass auf energiesparenden Betrieb
heute großer Wert gelegt wird. Mit diesen Veränderungen mussten
auch die bauphysikalischen Maßnahmen mithalten. Und natürlich
hat sich die Gestaltung von Schwimmhallen gravierend gewandelt.
Das hat andere Baustoffe erforderlich gemacht, und der Wandel
geht sicher auch in Zukunft weiter.
Red.: Leserfragen, die uns erreichen, konzentrieren sich
häufig auf bauphysikalische Fragen: Brauche ich Wärmedämmung,
wenn ja, innen oder außen, brauche ich eine Dampfsperre?
Offensichtlich herrscht nach wie vor sehr viel Unsicherheit bei
den Verbrauchern.
Köpke: Unsicherheiten entstehen meist durch Vermutungen
und Halbwissen bezüglich der bauphysikalischen Zusammenhänge.
Wann entsteht Kondensat? Was bedeutet der Taupunkt? Was ist
genau Dampfdiffusion?
Selbst Architekten und Ingenieure sind auf diesem Gebiet nicht
immer sattelfest, zumal sie – mit Ausnahme einiger
Schwimmbad-Spezialisten – den „Sonderfall“ Schwimmhalle relativ
selten zu lösen haben. Aus diesem Grund sehen wir hier eine
wichtige Aufgabe für uns, die Kompetenz unserer Partner zu
stärken.
Red.: Nach der alten bauphysikalischen Lehre
sollte eine Wärmedämmung immer außen, nicht innen sein, um nicht
den Taupunkt auf die Wandoberfläche zu holen. Sie haben mit dem
ISO-PLUS-SYSTEM diese Regel aufgehoben. Was ist prinzipiell an
Ihrem System anders?
Köpke: Die erwähnte bauphysikalische Regel hat nach wie
vor ihre grundsätzliche Gültigkeit. Allerdings geht sie immer
von Konstruktionen ohne Dampfsperre aus. Für den Wohnraum-Bau
ist dies auch völlig in Ordnung und praktisch bewährt.
Beim Schwimmhallen-Bau liegen die Verhältnisse anders. Die
Schwimmhallenluft enthält pro m³ Luft etwa doppelt so viel
Feuchte wie sie im Wohnraum üblich ist. Das kann nicht
unberücksichtigt bleiben, wenn bauphysikalische Betrachtungen
angestellt werden. Die Betrachtung des Wärmeschutzes allein
genügt hier nicht. Man muss bewusst den Feuchteschutz
sicherstellen. Das bedeutet, es darf weder an der Oberfläche von
Bauteilen noch im Inneren der Bauteile zu Kondensat kommen. Dies
muss ganzjährig sichergestellt werden und gilt auch bei
Außentemperaturen von -10° C und darunter.
Zum Nachweis der Eignung einer Konstruktion für den Einsatz in
Schwimmhallen gibt es eine klare DIN-Regelung. Sie erfordert
gemäß DIN 4108 Teil 3 einen so genannten Feuchteschutz-Nachweis.
Er allein ist im Zweifelsfall maßgeblich, ob eine Konstruktion
zulässig ist oder nicht.
In diesem Zusammenhang hat sich die innen liegende Wärmedämmung
mit Dampfsperre als nachweislich sicherste Lösung für
Schwimmhallen erwiesen. Im praktischen Alltag ist eigentlich
immer mehr die Kombination aus Innen- und Außendämmung üblich.
Der Taupunkt sitzt dabei etwas weiter innen im Mauerwerk. Das
spielt aber dann keine Rolle, wenn kein Wasserdampf an diesen
Punkt gelangt. Mit unserer Lösung bleiben derartige
Konstruktionen staubtrocken.
Red.: Sie betonen in Ihren Aussagen immer die Frage der
Behaglichkeit. Ist das nicht ein subjektiver Begriff, den man so
klar nicht fassen kann?
Köpke: Die Behaglichkeit hängt von mehreren Faktoren ab.
Die wichtigsten sind Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit und die
Oberflächentemperatur der Umschließungsflächen. Im Allgemeinen
kann man Schwimmhallen im Bereich von 30–32° C und 55–65 % rel.
Feuchte als behaglich bezeichnen. Diese Werte lassen sich in der
Schwimmhalle individuell einstellen. Ganz entscheidend ist aber
auch die Oberflächentemperatur der Umgebung. Sie sollte maximal
3 Kelvin (= ° C) von der Raumtemperatur abweichen. Sonst fühlt
man sich unwohl. Der unbekleidete Körper empfindet diesen
Unterschied noch schneller als man es im Wohnbereich kennt. Mit
hochwertigem Wärmeschutz lässt sich das gut realisieren. Bei der
von uns heutzutage realisierten Schwimmhalle liegt die
Oberflächentemperatur nur ca. 1 Kelvin unter der
Raumlufttemperatur, d.h. die Wand ist im Prinzip so warm wie ein
Boden mit Fußbodenheizung im Wohnbereich.
Die Wohlfühlfaktoren
Red.: Wenn man nun eine Wand von innen dämmt, kann dann
nicht die kleinste Undichtigkeit der Dampfsperre zu Schäden
führen und wie hänge ich denn dann ein Bild an die Wand?
Köpke: Das sind verständliche Bedenken bei der
Innendämmung. Sie spielen aber im praktischen Alltag keine
Rolle. Beim ISO-PLUS-SYSTEM werden alle Übergänge, Fugen und
Anschlüsse absolut dicht verschlossen. Durch die großformatigen
Platten ist der Fugenanteil minimal. Dadurch ist die Dichtigkeit
in der Realisierungsphase sehr gut kontrollierbar. Die gesamte
Wandfläche wird vollflächig mit Feuchtraumspachtel und Gewebe
überspachtelt. Die Fläche ist luftdicht und dampfdicht. Die Wand
dahinter bleibt trocken. Einzelne Durchdringungen für Bilder
oder Wandlampen etc. sind absolut unkritisch. Die hat man in
jeder Schwimmhalle. Wichtig ist natürlich eine sorgfältige
Abdichtung der Durchdringung. Das Problem ist aber in der Praxis
gelöst.
Red.: Manchmal kommt auch die Frage, ob es nicht
preiswertere Alternativen zu dem ISO-PLUS-SYSTEM gibt. Was
entgegnen Sie dem?
Köpke: Sparen kann man immer. Ob man aber bei
Billiglösungen die gleiche Qualität und Leistung erhält, ist
fraglich. Tausende zufriedene Schwimmhallen-Kunden bestätigen
uns eigentlich, dass bei uns Preis und Leistung zusammenpassen.
Vermeintlich billige Lösungen haben in Schwimmhallen schon zu so
mancher Überraschung geführt, die dann insgesamt teurer wurde
als eine hochwertige fachgerechte Lösung.
Red.: Halten Sie Ihr Produkt für eine endgültige Lösung
oder könnte man den gleichen Effekt nicht auch mit anderen
Materialien erzielen?
Köpke: Die innen liegende Wärmedämmung mit Dampfsperre
hat sich für Schwimmhallen auf breiter Ebene durchgesetzt. Dazu
haben wir viel Forschungs- und Entwicklungs-Aufwand betrieben
und natürlich auch umfangreiche Aufklärungsarbeit geleistet.
Kombiniert mit unserer Erfahrung aus 35 Jahren Schwimmbadbau
können wir für nahezu jeden Anwendungsfall eine sichere Lösung
bieten. Natürlich werden unsere Produkte auch immer weiter
verbessert, die Verarbeitung perfektioniert und der Service
optimiert. Als Marktführer, wenn auch auf einem eng begrenzten
Spezialgebiet, kann man nicht stehen bleiben. Es geht also
weiter. Für mich und unsere Mitarbeiter ist es ein Anliegen,
dass unsere Kunden ihre Schwimmhalle langfristig genießen
können. Da ist eine sichere trockene Baukonstruktion eine
entscheidende Voraussetzung. Dafür setzen wir uns ein und
stellen uns auch weiterhin den sich wandelnden Anforderungen.
Red.: Wo geht nach Ihrer Einschätzung der Trend hin bei
privaten Schwimmhallen?
Köpke: Wir können bei privaten Schwimmhallen klar den
Trend zu mehr Individualität feststellen. Kreative Formen des
Beckens, des Schwimmhallen-Grundrisses und die Integration von
Erlebnisduschen, Whirlpool, verschiedenen Warmluft- und
Dampfbädern nehmen zu. Die Gestaltung der Wände und Decken wird
schwerpunktmäßig mit Lasuren und Spachteltechniken realisiert.
Illusionsmalerei hat nicht mehr ganz den Stellenwert wie vor 10
Jahren, gewinnt aber in Form von ganzheitlichen Raum- und
Stil-Konzepten wieder an Bedeutung.
Red.: Herr Köpke, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Veröffentlicht in:
pool Heft 40
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