homepublikationen
Schwimmhallen-Decke:
Feuchteschäden vermeiden
Schwimmhallenluft enthält deutlich mehr und konstante
Luftfeuchtigkeit als Wohnbäder. Damit keine Schäden an Decken
und Wänden entstehen, müssen gesetzliche Vorgaben und anerkannte
Regeln der Technik berücksichtigt werden.
Hochwertig wärmegedämmte Schwimmhallen sind
rundum behaglich warm. Alle Oberflächentemperaturen müssen über
dem Taupunkt der Schwimmhallen-Luft (ca. 24°C) liegen. Dies ist
am einfachsten mit einem innen liegenden schwimmbadgeeigneten
Dämmsystem mit Dampfsperre zu erreichen. Für die praktische
Umsetzung gibt es mehrere bauphysikalische Möglichkeiten, die
sich an der gewünschten Innengestaltung orientieren.
Die Dicke der Wärmedämmung gibt die Energieeinspar-Verordnung
nicht genau vor. Aus diesem Grund müssen für die Praxis
Richtwerte helfen, die Gebäudehülle richtig zu planen. Der
Wärmebedarfsnachweis wird dann für das gesamte Gebäude erstellt.
Je nachdem welche Deckenart geplant ist, sind die in der Tabelle
genannten U-Werte (früher k-Werte) einzuhalten:
Dadurch ergeben sich bei einer Raumtemperatur von 30° C an der
Deckenoberfläche innen Temperaturen von ca. 29° C. Damit sind
alle baulichen Voraussetzungen für ein behagliches
Wellness-Klima gegeben.
Sicherheit beim Feuchteschutz
Schwimmhallenluft enthält je Kubikmeter etwa doppelt soviel
Wasserdampf wie Wohnraumluft und etwa sechs Mal soviel wie kühle
Außenluft. Aufgrund des natürlichen Bestrebens nach Ausgleich
ist der Wasserdampf immer bestrebt,
in Richtung der weniger
feuchten Luft zu wandern. Da Wasserdampf-Moleküle deutlich
kleiner sind als Baustoff-Moleküle, können diese sich durch die
molekulare Struktur des Baustoffs nach außen bewegen. Durch die
Diffusion kühlt der Wasserdampf ab und verursacht als Kondensat Feuchteschäden. Will man von Beginn an sicher sein, dass die
hohe Feuchte dort bleibt, wo man sie haben möchte und dass die
Wand im Inneren trocken bleibt, ist auf der Innenseite der
Wärmedämmung eine geeignete Dampfsperre vorzusehen. In der
Praxis sind dies meist großformatige Dämmelemente, die bereits
werksseitig mit der entsprechenden Aluminium-Dampfsperre
versehen sind (z.B. ISO-Plus-System).
Für Schwimmhallen-Bauteile muss ein bauphysikalischer Nachweis
nach DIN 4108 erstellt werden. Darin werden alle
Bauteilschichten erfasst und danach beurteilt, ob die
Konstruktion bei der hohen Feuchtebelastung durch das
Schwimmhallen-Klima auf Dauer trocken bleibt. Die in der
Schwimmhalle zwingend erforderliche Entfeuchtungsanlage sorgt
dafür, dass die hohe Feuchtebelastung konstant auf die Bauteile
wirkt. Durch die hydrostatische Regelung springt die
Entfeuchtung erst dann an, wenn der vorgegebene Maximalwert (in
der Regel 60 %) überschritten wird. Das bedeutet, dass in der
Schwimmhalle Tag und Nacht das ganze Jahr über mindestens 60 %
relative Feuchte herrschen.
Dach und Decke sicher ausführen
Um die Decke bzw. das Dach nach den individuellen Wünschen
gestalten zu können, ist in erster Linie die bauphysikalisch
sichere Dachkonstruktion notwendig. Die Gestaltung kann dann
prinzipiell auf zweierlei Arten vorgenommen werden:
- Verputzte Decke
Entsprechend der Hersteller-Verarbeitungsrichtlinien können
die Verbundelemente zur Wärmedämmung und Dampfsperre auch
direkt mit speziellen Schwimmhallenputzen versehen werden.
Bei der Produktauswahl ist es ratsam, auf eine entsprechende
Systemgarantie Wert zu legen. Zu Gestaltungszwecken kann
hier auch auf verschiedene Dicken der innenliegenden
Wärmedämmung zurückgegriffen werden. Dadurch lässt sich
beispielsweise ein dekoratives Feld in Form des
Schwimmbeckens an der Decke nachbilden. Der Höhen-Versatz
kann mit schlanken LED-Leuchten eingefasst werden.
- Abgehängte Decke
Die abgehängte Decke ist die meist realisierte Variante der
Deckengestaltung. Sie hat den besonderen Vorteil, dass
hinter der Abhängung Raum für Lüftungs- und
Elektroinstallation vorhanden ist und die feuchte
Schwimmhallenluft über diesem Zwischenraum abgesaugt werden
kann. Optisch störende Lüftungsgitter werden dadurch
vermieden. Gleichzeitig können in die abgehängte Decke auch
die Lichtstrahler nach individuellen Vorgaben integriert
werden. Bei unterschiedlichen Höhenniveaus oder
Teilabhängung kann der Höhenversatz gut für indirekte
Beleuchtung genutzt werden.
Bezüglich der Materialauswahl für die abgehängte Decke ist
es ratsam, sich für alle Komponenten (tragende Dübel,
Metall-Abhänger, Putzplatte) schriftlich die Eignung für das
dauerfeuchte Schwimmhallen-Klima (30° C, 60 % relative
Feuchte) geben zu lassen. Für alle Komponenten gibt es am
Markt zugelassene Materialien. Allerdings gibt es bei
Gipsplatten oft Verunsicherung, weil sie als so genannte
Feuchtraumplatten angeboten werden. Für den Einsatz in
Schwimmhallen ist maßgeblich, ob die Platte für 30°C und 60
% relative Feuchte als Dauerklima zugelassen ist. Für
Standard-Gipsbauplatten gibt es dafür bisher keine Freigabe.
Aus diesem Grund empfiehlt es sich, zugelassene gipsfreie
ISO-Feuchtraum-Paneele einzusetzen.
Raumhöhe entscheidet die Decken-Konstruktion
Die Raumhöhe in Schwimmhallen muss zur Gesamt-Raumproportion
passen. Gängige private Schwimmhallen erhalten eine lichte Höhe
von ca. 2,50 m. Soll eine abgehängte Decke vorgesehen werden,
ist zu einer Rohbauhöhe von ca. 2,80 m zu raten. Diese Höhe
bietet den notwendigen gestalterischen Freiraum und Platz für
alle technischen Erfordernisse. Bei Hotel-Schwimmhallen sind in
der Regel auch aufgrund des größeren Lüftungskanales, der hinter
der Decke Platz finden muss, 20 – 30 cm mehr Rohbauhöhe
erforderlich.
In niedrigen Schwimmhallen mit Rohbaumaßen unter 2,50 m kommt
eine Abhängung nur in Ausnahmefällen zum Tragen. Dann muss der
notwendige Lüftungskanal möglichst wenig störend, z.B. im
Raumeck, angebracht werden und die Beleuchtung entweder an der
Wand oder unterhalb der verputzten Decke installiert werden. Bei
gesonderter bauphysikalischer Prüfung ist die Integration der
Deckenstrahler auch innerhalb der Dämmstoffebene möglich. Die
speziell dafür entwickelte
ISO-Lichtbox macht dies möglich, so
dass auch auf diese Weise verdeckte Strahler bei niedrigen
Raumhöhen oder bei anderweitig kreativen Deckengestaltungen
möglich sind.
7 Tipps für die sichere Deckenkonstruktion
- Wärmedämmung und Dampfsperre schützen das Mauerwerk vor
Feuchteschäden
- Bauteile brauchen den bauphysikalischen Nachweis nach
DIN 4108
- Für die Deckengestaltung ist eine bauphysikalisch
sichere Dachkonstruktion notwendig.
- Bei Putzen ist vom Hersteller eine Systemgarantie zu
verlangen.
- Hinter abgehängten Decken lassen sich sehr gut
technische Installationen verstecken.
- Verlangen Sie für alle verwendeten Materialien bei der
Deckenkonstruktion einen schriftlichen Nachweis für die
Schwimmhallen-Tauglichkeit.
- Gipsbauplatten sind für Schwimmhallen ungeeignet. Es
dürfen nur für Schwimmhallen zugelassene, gipsfreie
Feuchtraum-Paneele verwendet werden.
Veröffentlicht in:
spa & home Heft
9-10/2009
|