homepublikationen
Energetische Sanierung eines Sportbades
Öffentliche Schwimmhallen sind ein wichtiger Bestandteil
unseres kommunalen Angebotes für die Bürger in Deutschland.
Insbesondere Schul-Schwimmhallen tragen wesentlich dazu bei,
dass nahezu jedes Kind heute die Gelegenheit bekommt frühzeitig
schwimmen zu lernen. Viele öffentliche Schwimmhallen sind jedoch
in die Jahre gekommen und bedürfen einer Überholung und
optischen Aufwertung. Der Energie-Bedarf ist in vielen Fällen
immens und muss aus Kosten- und Umwelt-Gründen gesenkt werden.
Aufgrund der relativ hohen Raumtemperatur von ca. 30°C besteht
bei Schwimmhallen ein
überproportionales Energiespar-Potential, das durch gute Planung
und viel Praxis-Erfahrung realisiert werden kann. Gerade bei
Schwimmhallen aus den 70er Jahren wurden sehr viele
unterschiedliche Konstruktionen angewendet, so dass
nachträgliche Maßnahmen sehr viel Umsicht und fachliches
Know-how erfordern. Gleichzeitig zur Energieeinsparung kann auch
eine Attraktivierung der gesamten Innengestaltung erfolgen und
die früher oft vernachlässigte Akustik kann verbessert werden.
All
diese Maßnahmen standen auch in der Schwimmhalle der Freien
Turnerschaft Freiburg an. So wurde unter der Federführung des
örtlichen Architekturbüros Richard Kramer, Freiburg ein
ganzheitliches Konzept entwickelt, das eine komplette
Innen-Sanierung mit Neugestaltung von Dach, Decke und Wänden
beinhaltete.
In der ersten Stufe wurde die komplette
Fensterfront mit moderner Wärmeschutz-Verglasung und
hochdämmenden Rahmenprofilen ausgestattet. Dann wurden alle
massiven Bauteile mit einer innen liegenden Wärmedämmung und
Alu-Dampfsperre versehen. Man entschied sich für das langjährig
bewährte ISO-Plus-System.
Der spezielle System-Aufbau ermöglicht eine schwimmbadgeeignete
Putzgestaltung direkt auf der Alu-Dampfsperre. Dieser Vorteil
erspart aufwändige Sonder-Konstruktionen. Sogar die 9 m hohe
Rückwand konnte mit der Innendämmung aufgebaut und dann mit
Fliesen wieder neu gestaltet werden. Diese Wand stellte eine
besondere Herausforderung dar, da sich an der Außenseite eine
Kletterwand befindet. Außenseitige Dämm-Maßnahmen waren somit
unmöglich wodurch man sich dann für eine 10 cm dicke
Innen-Wärmedämmung entschied. Auch die
Brüstungs-Bereiche
unter den Fenstern mussten pragmatisch saniert werden, denn dort
befindet sich der Zuluft-Kanal für die Fenster-Belüftung. Mit
der 5 cm dicken ISO-PLUS-Dämmplatte mit
Alu-Dünnblech-Kaschierung konnte auch hier eine pragmatische und
effektive Lösung gefunden werden. Über spezielle Kanten-Profile
aus armiertem Dämmstoff, wurde vor der Alu-Dampfsperre ein ca.
14 cm tiefer Hohlraum geschaffen in dem die Zuluft vom Boden an
die Fenster geführt wird.
Im
Bereich der größeren Fensterfront wurden in der gleichen
Bauweise Sitzbänke mit Luft-Schlitzschiene montiert, so dass die
warme Luft die Sitzbank erwärmt und gleichzeitig auch die
Fensterfront mit Warmluft beschleiert wird.
Aufgrund vieler unterschiedlicher Baustoffe, wie sie in den
70er Jahren verwendet wurden (Beton, Hohlblock, Ziegel,
Porenbeton) besteht bei Schwimmhallen wie auch hier immer die
Gefahr von Wärmebrücken an den Baustoff-Übergängen. Hier kann
die innenliegende Wärmedämmung mit Dampfsperre ihre Stärken
ausspielen, denn die Dämmschicht sorgt dafür, dass die
Oberflächen an Wand und Decke praktisch Raumtemperatur annehmen
und dadurch Kondensatbildung auf diesen Flächen physikalisch
unmöglich wird. Die hermetische Aluminium-Dampfsperre dichtet
die Konstruktion nach hinten ab. Alle Wärmebrücken werden sicher
überdeckt. So bleiben alle Bauteile auf Dauer trocken.
An der Decke mit ihren querverlaufenen Beton-Trägern konnte
man die Zwischenfelder ebenfalls zusätzlich von der Innenseite
mit dem ISO-Plus-System beplanken. Dadurch wurde der vorhandene
Wärmeschutz hier etwa verdoppelt.
Die abgehängte Decke wurde sowohl im niedrigeren
Schwimmer-Bereich als auch im hohen Bereich des Sprungturmes als
Akustik-Decke ausgeführt. Im Zwischenraum darüber wird die
Abluft abgesaugt und der hocheffizienten Wärmerückgewinnung im
Kellergeschoß zugeführt. Die abgehängte Konstruktion bot dann
auch den Vorteil, dass man ein klar gegliedertes
Beleuchtungsband integrieren konnte und so eine gute
Ausleuchtung erhielt.
Schimmelpilzgrenze wird eingehalten
Die in der DIN 4108 definierte Schimmelpilzgrenze besagt,
dass jedes Konstruktions-Detail so ausgeführt werden muss, damit
auch bei 80 % rel. Luftfeuchte nirgends der Taupunkt
unterschritten wird. Denn bei über 80 % rel. Luftfeuchte beginnt
die so genannte Kapillar-Kondensation, die insbesondere in den
Raumecken zu Feuchteschäden und Schimmelpilzbildung führen kann.
Für Schwimmhallen mit 30°C Raumtemperatur bedeutet das, dass
alle Bauteile auch und insbesondere die Raumecken eine minimale
Oberflächentemperatur von 25,1°C einhalten müssen. Diese lässt
sich anhand komplexer Wärmefluss-Berechnungen ermitteln und
sollte jeder Schwimmhallen-Planung beigefügt werden. Im
vorliegenden Fall liegen die Oberflächentemperaturen im Raumeck
bei normgerechten -5°C Außentemperatur bei 26,5°C, was genügend
Sicherheit für trockene Bauteile bietet und somit die
Konstruktion für das hochfeuchte Schwimmhallen-Klima zulässig
macht.
Durch die komplette Beplankung der Innenflächen mit der
System-Dämmung konnte für alle Bauteile und auch für die früher
vorhandenen Wärmebrücken im Dachbereich eine bauphysikalisch
sichere Lösung gefunden werden. Besondere Herausforderungen
stellten die Stahlbeton-Unterzüge, die teilweise direkten
Außenluft-Kontakt haben. Hier mussten einige Details fachkundig
gelöst werden.
Die Planungen und die Ausführung der Arbeiten wurden durch
den technischen Werks-Service der
Firma ISO – GmbH aus
Offenau fachlich begleitet. Gerade bei komplizierten
Bauteilsituationen können die Experten aus einem Fundus von
Erfahrungen und Individual-Lösungen zurückgreifen, die sie in
ihrer über 30jährigen Tätigkeit als Schwimmhallen-Sanierer
gesammelt haben.
Energieeinsparung über 40 %
In der Planungsphase wurde eine
Gesamt-Energie-Einsparung
von
ca. 40 % angestrebt. Das betraf die Maßnahmen an der
Gebäude-Substanz und auch im Bereich der Lüftungsanlage. Dort
wurde eine hochwertige Anlage mit Wärmerückgewinnung
installiert. Sie führt die in der Decke abgesaugte Luft einer
Entfeuchtung zu und bläst die dann erwärmte trockene Luft an den
Fenster-Brüstungen wieder ins Schwimmbad ein. Die aus der
Entfeuchtung gewonnene latente Wärme wird der Zuluft wieder
zugeführt. Bei der Gebäude-Substanz spielen die neuen
Wärmeschutz-Gläser der großen Glasfront eine wesentliche Rolle
und dann eben auch die innenliegende Rundum-Dämmung der Wand-
und Deckenflächen.
Auch wenn der Transmissionswärmebedarf bei Schwimmhallen
nicht den Hauptbedarf ausmachen (die Becken-Erwärmung, wegen der
Wasser-Verdunstung macht den Haupt-Wärmebedarf aus), so ist doch
die Wärmedämmung gerade in Schwimmhallen doppelt effektiv. Denn
bei 30°C Raumtemperatur ergibt sich eine etwa doppelte
Temperatur-Differenz zur Jahres-Mitteltemperatur wie im Wohnraum. Zusätzlicher Wärmeschutz ist also hier besonders
wirksam. Dazu kommt, dass durch die Innendämmung die
Wandoberflächen nahezu Raumtemperatur aufweisen. Dadurch fällt
keine sich kühlende Luft mehr an den Wänden nach unten. Das
bewirkt in den Ruhezeiten spürbar weniger Luftbewegung über dem
Becken, was die Wasserverdunstung mindert.
Alles in allem wurde die angestrebte Einsparquote von 40 %
übertroffen, so dass bei ca. 45 % Energie-Einsparung insgesamt
188 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr vermieden werden. Ein
respektables Ergebnis auch für die Freiburger Luft-Qualität.
Mit der Neugestaltung hat die gesamte Schwimmhalle eine
Aufwertung erfahren und die Betreiber sind damit in jeder
Hinsicht für die Zukunft gerüstet. Weitere Informationen zum
Thema Schwimmhallen-Sanierung sind unter
www.iso.de
aufbereitet.
Veröffentlicht in:
Bausubstanz im September 2012 - Heft 03
|