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Wohlfühlen richtig planen
Wärmeschutz beim Schwimmhallen-Bau
Die Niedrigenergie-Bauweise hat sich nun auch beim
Schwimmhallen-Bau durchgesetzt. Schwimmhallen sind heute keine
Energieschleudern mehr wie in früheren Jahren. Man rechnet heute
für eine private Schwimmhalle mit Energiekosten von 3 bis 4 €
pro Tag. Der Unterhalt kostet also kaum mehr als irgendein
anderes Hobby.
Beim Bau einer Schwimmhalle sind allerdings einige
Besonderheiten zu beachten, damit der eigene Wellness-Raum nicht
zur Dauerbaustelle bzw. Fass ohne Boden wird. Zu viele Fehler
wurden schon gemacht, weil bauphysikalische Grundgesetze
missachtet wurden.
Geplante Behaglichkeit
Bauherren, die sich den Wunsch einer eigenen Schwimmhalle
realisieren möchten, haben oft unbewusst das Bild einer
Schwimmhalle vor Augen, die sie in jedem Fall vermeiden wollen.
Sie lässt sich in etwa so beschreiben: Dunkles Kellerbad, zugige
Fensterfront, dunkle Fliesen, Alu-Paneel-Decke mit Neonlicht und
im Raumeck vielleicht noch Feuchteschäden. Im Ganzen also
irgendwie unbehaglich und teuer im Unterhalt – eben wie eine
Schwimmhalle aus den 70er Jahren.
Mit der Motivation, solch einen unbehaglichen Raum zu
vermeiden, werden dann die Planungen oft ohne Gesamt-Konzept
angegangen. Es werden Maßnahmen geplant, die teils unnötig sind
und sich sogar manchmal gegenseitig aufheben. Zu große
Fensterflächen z.B. bringen zwar viel Tageslicht, haben aber
mehrere Nachteile, die nachher wieder aufwendig ausgeglichen
werden müssen. Behaglichkeit kann geplant werden. Maßgeblich
dabei ist der hochwertige Wärmeschutz aller umfließenden
Bauteile. Durch Wärmedämmung wird nämlich die
Oberflächen-Temperatur der Wände und der Decke ganz nah an der
Raumtemperatur gehalten. Dadurch strahlt der unbekleidete Körper
deutlich weniger Wärme an die Umgebung ab und empfindet deshalb
thermische Behaglichkeit. Besonders wirksam ist dabei die innen
liegende Wärmedämmung mit Dampfsperre. Durch diese Maßnahme
regelt sich die Oberflächentemperatur sehr rasch mit der
Raumtemperatur auf das angenehme Niveau. Die nachträgliche
Wärmedämmung einer bestehenden Schwimmhalle kann hier wahre
Wunder bewirken. Das Schwimmbad wird zum echten Wellness-Raum.
Unangenehmer Zug, schwarze Stockflecken und hohe Heizkosten sind
dann kein Thema mehr. So hält das Niedrigenergie-Niveau auch bei
bestehenden Schwimmhallen Einzug.
Feuchteschutz für Wand und Decke
Aufgrund der hohen Raumlufttemperaturen und Raumluftfeuchten
muss besonderes Augenmerk auf eine bauphysikalisch richtige
Ausführung der Raumumschließungen gerichtet werden. Hierzu
gehören Dach-, Wand-, Fenster- und Bodenausbildungen sowie die
Anschlusszonen von Boden, Wand und Decke. Der konstruktive
Aufbau der Umschließungsflächen einer Schwimmhalle muss so
erfolgen, dass es zu keiner Jahreszeit zur Kondensatbildung auf
den Oberflächen und innerhalb der Bauteile kommen kann.
Erfahrungsgemäß hat sich hier die innen liegende Wärmedämmung
mit Aludampfsperre als die sicherste Methode erwiesen. Die
Wärmedämmung sorgt für rundum angenehm warme Oberflächen, und
die Dampfsperre schützt die Baukonstruktion vor dem Wasserdampf.
Die raumhohen Dämmelemente (z.B. ISO-PLUS-SYSTEM) enthalten
bereits die Alu-Dampfsperre und können innenseitig gleich die
Gestaltung in Form von Putz, Fliesen, Malerei, Spachteltechnik
usw. aufnehmen, was einen weiteren positiven Einfluss auf die
Behaglichkeit hat. Denn die Schwimmhallen-Innengestaltung wird
zunehmend individueller und muss sich am persönlichen
Behaglichkeitsempfinden orientieren. Mediterrane Farbtöne sind
derzeit auch in der Schwimmhalle im Trend.
Bewährte Wand- und Dachkonstruktionen
Schwimmbad-Wände sicher ausführen
Heutige Planungen sehen bei Außenwänden bereits eine hochwertige
Außendämmung von 10 oder 12 cm vor. Hier entsteht oft die Frage,
ob dann eine zusätzliche Innendämmung mit Dampfsperre noch
sinnvoll ist. Dabei muss man beachten, dass in der Schwimmhalle
mit einem angenehmen Dauerklima um 30° C und 60 % relative
Feuchte etwa doppelt so viel Feuchtigkeit in der Luft enthalten
ist als in normalem Wohnraumklima. Deshalb ist es in jedem Fall
notwendig, die einzelnen Konstruktionen von Wänden, Dach und
Decke bauphysikalisch zu prüfen. Dazu gibt es den sog. Nachweis
gemäß DIN 4108. Er belegt, ob ein Bauteil auf Dauer dem
Schwimmbadklima standhält und zulässig ist. Daneben müssen alle
Rundbereiche der Schwimmhalle gesondert geprüft werden, da sie
in der Regel nicht standardmäßig rechnerisch erfasst werden
können. Wärmebrücken müssen auf alle Fälle vermieden werden.
Außerdem sollte die chloridhaltige Schwimmhallenluft nicht
dauerhaft auf Betonwände einwirken, da sich bei geringerer
Überdeckung der Bewehrungseisen als 4 cm Korrosionen ergeben
können. Alles in allem sprechen diese Gründe für die innen
liegende Wärmedämmung mit Dampfsperre. Der Wärmeschutz wird
erhöht, was bei erhöhten Temperaturen auch sinnvoll ist,
Wärmebrücken werden sicher überdeckt und die Konstruktion vor
der eindringenden Feuchte geschützt. So bleiben alle Flächen
behaglich warm und trocken. Feuchte- und Schimmelbildung sind
sicher ausgeschlossen.
Einzelne Durchdringungen der Dampfsperre stellen in der Regel
kein Problem dar. Sie werden sicher abgedichtet. Wichtig ist,
dass man auf ein bewährtes System zurückgreift, das auch wie
beim ISO-PLUS-SYSTEM mit Systemgarantie des Herstellers versehen
ist.
Schwimmbad-Decken
Neben der Optik mit Farb-Gestaltung und Beleuchtung hat die
Schwimmhallen-Decke auch mehrere wichtige technische Aufgaben zu
erfüllen. Bei der Planung muss es daher gelingen, Technik und
Optik in Einklang zu bringen, die Bauherrenwünsche zu erfüllen
und optimale Behaglichkeit zu erreichen.
Sobald der Grundriss für die Schwimmhalle in etwa festgelegt
ist, kann auch mit der Deckenplanung begonnen werden. Bei einer
Rohbauhöhe von mehr als 2,70 m können die Möglichkeiten einer
abgehangenen Decke mit erwogen werden. Wesentlich ist dabei, ob
und wie ein notwendiger Lüftungskanal für die Luftentfeuchtung
an der Decke vorgesehen ist. Ganz wichtig ist auch, ob ein
Beton-Unterzug oder Stahlträger vorhanden ist. Je nach den
Gegebenheiten kann dann auch mit Deckenfeldern in
unterschiedlichen Höhen-Niveaus gearbeitet werden. In
Hotelbädern sind sie üblich und in Privat-Schwimmhallen werden
sie zunehmend realisiert, denn unterschiedliche Höhen-Niveaus
der Decke geben dem Raum einen besonderen Charakter und bieten
technische Vorteile. Um bei der Planung nichts zu übersehen,
sind bei der Schwimmhallen-Decke folgende Hinweise
beachtenswert:
Rohr-Installation:
Wenn Rohre an der Decke verlaufen müssen, sollten sie mindestens
ca. 10 cm tief abgehängt werden, um nachträgliche Maßnahmen für
Wärmedämmung und Dampfsperre zu erleichtern. Kaltwasserrohre und
Abflussrohre sind zusätzlich zu isolieren und abzudichten.
Elektro-Installation:
Wenn eine abgehängte Decke vorgesehen ist, dann kann die
Elektroinstallation im entstehenden Deckenhohlraum vorgesehen
werden. Einbautöpfe für Beleuchtungen in der Rohdecke haben sich
als risikobehaftet erwiesen und sollten entfallen. Über die
Leerrohre der Elektroinstallation kann die feuchte Luft
innerhalb der hohlen Betondecke Kondensat bilden. Die
Beleuchtung ist daher am besten unabhängig von den
bauphysikalischen Maßnahmen innerhalb des Schwimmhallenklimas
vorzusehen. Dazu eignet sich die abgehängte Decke oder auch
spezielle ISO-Lichtboxen zur Integration der Strahler innerhalb
der Dämmstoff-Ebene.
Wärmedämmung und Dampfsperre:
Um eine bauphysikalisch sichere Decke zu erhalten, sind in der
Regel schwimmbadseitig 5 cm Wärmedämmung und Dampfsperre
anzuordnen. Dadurch bleiben die Wärme und die Feuchte dort wo
sie sein sollen und gelangen nicht in die Baukonstruktion.
Unabhängig davon, ob es sich um eine Dach-Konstruktion oder um
eine Decke zu Wohnraum handelt, muss die Bauphysik sicher gelöst
sein. Besonders wichtig ist die Dampfsperre bei Flachdächern und
bei überbauten Schwimmhallen mit oben aufgebrachtem Naturstein
oder Parkett-Belag. Hier ist es für jeden Bauherren beruhigend
zu wissen, dass von unten sicher kein Wasserdampf kommen kann.
Bei abgehängten Decken sind die Durchdringungen sicher
abzudichten. Dazu empfiehlt es sich, Systeme aus einer Hand
(z.B. ISO-PLUS-SYSTEM) zu verwenden, damit alle Übergänge und
Details sicher ausgeführt sind. Die Deckenkonstruktionen sind
nach DIN 4108 zu prüfen, und ein entsprechender Nachweis zur
Eignung als Schwimmhallen-Decke vorzulegen.
Abhänge-Konstruktion:
Für abgehängte Decken gilt seit Januar 2005 eine neue Euro-Norm.
Sie legt die zulässigen Materialien für tragende Teile auch in
Schwimmhallen fest. Diese unterscheiden sich von normalen
Wohnräumen durch eine Spezial-Beschichtung, da die Luft mit
Chloriden belastet ist und zu verstärkter Korrosion führen kann.
Für die Ankerdübel in der Betondecke gibt es besondere
Anforderungen. Hier ist hochlegierter Edelstahl mit
Schwimmhallen-Zulassung (Wechselstoff-Nr. 1.4529) notwendig.
V2A-Stahl ist als tragendes Teil in der Schwimmhalle verboten.
Abhänge-Platten:
Die abgehängte Decke lässt hinsichtlich der optischen Gestaltung
keine Wünsche offen. Alle Formen sind möglich: unterschiedliche
Höhenniveaus, indirekte Beleuchtung, integrierte
Niedervoltstrahler und Sternenhimmel als abendliche
Traumkulisse. Lüftungskanäle, Elektro- und Lautsprecherkabel
verschwinden elegant hinter der Abhängung. Lüftungsgitter sind
überflüssig, weil im Hohlraum zwischen der Decke die Luft
abgesaugt werden kann. Für diese Anwendung muss die Platte aber
auch zulässig sein. Gipsbauplatten scheiden hier aus. Daher muss
auf spezielle Feuchtraum-Paneele zurückgegriffen werden, die
fugenlos verputzt werden und nach Wunsch gestaltet werden
können.
Fazit:
Gerade weil heute technisch und gestalterisch nahezu alles
machbar ist, muss anhand der Gegebenheiten fachkompetent geklärt
werden, wie die notwendige Sicherheit mit den Bauherrenwünschen
vereinbart werden kann. Von Eigenlösungen und Experimenten jeder
Art ist beim Schwimmhallenbau abzuraten. Die feuchte Luft mit
den Chlorid-Bestandteilen wirkt täglich 24 Stunden auf die
Bauteile der Schwimmhalle ein und kann mit geeigneten Mitteln
schadlos gehalten werden.
Kompetenz und Erfahrung sind hier unabdingbar. Fehler sind
nachher meist teurer als die vermeintliche Einsparung gegenüber
bewährten Lösungen. Ein Planungsleitfaden zur sicheren
Schwimmhallen-Planung gibt es im Internet unter
www.livingpool.de .
Andreas Köpke
Dipl.-Ing. (FH)
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